BUND Stellungnahmen zum Lärmaktionsplan Siegen
Gemeinsame Stellungsnahme (STN) von BUND und NABU und stimmen dem vorgelegten Lärmaktionsplan (Stufe 1) zu.
Die durch die vorgelegte Richtlinie 2002/49/EG des Europäischen Parlamentes geforderte Aufgabenstellung wird konsequent abgearbeitet mit dem Ziel, Umgebungslärm zu verhindern, ihm vorzubeugen oder zu mindern. – Zu diesem Zweck sind schon seit Jahren Lärmmessungen vorgenommen worden. – Es wurden dann strategische Lärmkarten für die zentralen Verkehrsachsen von Straßen, Autobahnen und Eisenbahnstrecken erstellt. Der erste Kartierungsschritt erfolgte durch das LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz und wurde durch das landesweite Internet-Portal www.umgebungslaerm.nrw.de jedermann zugänglich gemacht. – Der TÜV Rheinland hat diese Karten dann für den Bereich des Straßenverkehrslärms plausibilisiert und aktualisiert.Maßnahmen zur Minderung des Verkehrslärms obliegen der Gesetzgebung des Bundes, des Landes, Verordnungen der Städte und Gemeinden und schließlich dem einzelnen Verkehrsteilnehmer. Für die Stadt Siegen wurden hier gemäß Vorschrift der o. g. Richtlinie die Hauptverkehrsadern mit über 6.0 Mio. Kfz/a.untersucht. Für die Grenzwerte wurde die strategische Lärmkartierung des MUNLV NW von 70 dB(A) für den Tag und 60 dB (A) für die Nacht zugrunde gelegt. – Auch die Zahl der durch besonders hohe Lärmwerte betroffenen Menschen wurde für diese Verkehrsachsen ermittelt. – Daraus wurde dann für die 5 in Kapitel 5.2. genannten sog. „Hot –Spot -Bereiche“ wie Eiserfelder, Weidenauer, Siegtal- und Frankfurter Straße und für den Autobahnzubringer in Siegen-Mitte die am dringlichsten erforderlichen Maßnahmen herausgearbeitet. – Die Stadt Siegen hat schon in der Vergangenheit durch den Bau der HTS, die zahlreichen Zubringer zu dieser, Tunnel statt Aufständerungen der HTS, Lärmschutzwände an der HTS und weitere Straßenbaumaßnahmen im Innenbereich Maßnahmen ergriffen, um den Verkehr flüssig zu machen. Auch ist der LKW- Verkehr weiter aus der Innenstadt auf die HTS gedrängt worden, sodass hier vornehmlich Linienverkehr durch Busse und nur Lieferverkehr statt Durchgangsverkehr durch LKW erfolgen kann. – Auch weitere Innenstadtbereiche konnten so für die Fußgängerströme von der Unter- zur Oberstadt freundlicher und Lärm mindernder gestaltet werden. – Weitere Maßnahmen waren die forcierte Neuanschaffung von schadstoffarmen Bussen und die Deckenerneuerung auf Straßen. – Auch das Radwegenetz wurde zuletzt 2006 um 1 km erweitert und auf 3 km durch Beleuchtung sicherer gemacht. – Der Dialog mit besonders Betroffenen wurde von der Stadtverwaltung gesucht, um diese über die Inhalte und Ziele der EU- Umgebungslärmrichtlinie zu informieren und Kritik und Anregungen von diesen entgegen genommen. – Auch die in Kapitel 7 aufgeführten und angestrebten weiteren geplanten Maßnahmen (lärmarme Fahrzeuge, bauliche und verkehrsrechtliche Maßnahmen, Verkehrsfluss fördernde Maßnahmen, Parkmanagement, stadtnahe Wohngebiete und verkehrliche Maßnahmen) zeigen den Willen zur Verbesserung der in den engen Tallagen Siegens vorhandenen Lärmsituation. Für weitere Planungen zur Verbesserung der Lärmsituation sind jedoch nach Ansicht der Naturschutzverbände grundsätzlich auch neue Ansätze ins Auge zu fassen. Die über Jahrzehnte erfolgte fortschreitende Zentralisierung der Eisen- und Stahlindustrie einschließlich der Zulieferbetriebe hat immer mehr Verkehr angezogen. So strömen jeden Tag große Teile der arbeitenden Bevölkerung und des Material – und Energietransportes in und aus der Stadt. Leider ist in der Vergangenheit Wert ausschließlich auf den Ausbau des Straßennetzes gelegt worden. Der Öffentliche Nahverkehr (viel flexiblere und kleinere Taktbusse) ist vernachlässigt worden. Das Schienennetz sowohl in der Stadt (damals gab es noch eine Straßenbahn!) als auch das Bahnnetz an den Hauptachsen von und nach Siegen sind weitgehend für den Personenverkehr abgebaut worden. – Des Weiteren muss stärker am Ausbau des Radwegenetzes gearbeitet werden. – Für die Innenstadt wäre ein zusammenhängendes Fußgängerverbundsystem erforderlich. Im sog. „Zielkatalog Siegen-Mitte“– konnte man sogar Bäume in der Sandstraße sehen und große fußläufige Bereiche. – Wünschenswert wäre endlich das Anstreben von Gewerbegebieten an der Schiene auf alten Brachflächen, die in Zukunft von Berufstätigen und den Gütern durch die Bahn energie- und lärmfreundlich erreicht werden können. Leider sind diese Flächen immer wieder durch Großdiscounter fehl genutzt worden, wodurch der Verkehr geradezu von der HTS in die Weidenauer Straße, die Sandstraße und die Koblenzer Straße zu den Verkaufszentren geleitet worden ist. – Erforderlich ist ein Nahversorgungsnetz in den Vororten von Siegen, für die ständig älter werdende Bevölkerung. Dazu gehören alle sozialen Einrichtungen für die ortsnahe Versorgung der Bevölkerung, sodass ein großer Teil der Bevölkerung nicht wegen jeder Kleinigkeit in die Stadt fahren muss. – Selbst an Wochenenden ergießen sich wegen zahlreicher Feste aus jedem erdenklichen Anlass wahre Verkehrsströme in die Innenstadt. – Eine weitere Möglichkeit könnte in dem Wiederaufleben des „Park und Ride“ – Gedankens, bestehen, wenn man ortsnahe Parkplätze außerhalb geschaffen hätte. – Seelbach war viel zu weit entfernt.- Vieles liegt allerdings nicht in der Hand der Behörden, sondern betrifft das Festhalten an der grenzenlosen Freiheit des Autofahrers selbst. – Hier helfen wahrscheinlich nur Plaketten bzw. teurer Sprit, um sich z.B. für Fahrgemeinschaften zu entscheiden. – Wir hoffen, Ihnen mit diesen wenigen Vorschlägen gedient zu haben.
Jürgen Sartor (NABU) + Ulrich Banken (BUND- KG Si/Wi)
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