1998
Als gefährlichen Rückschritt bezeichnet der Verkehrsclub Deutschland (VCD) jetzt bekannt gewordene Pläne der DB über 100 Fernverkehrszüge zurückzunehmen oder ganz zu streichen. So stelle gerade der besonders betroffene InterRegio ein wichtiges Produkt dar, das für viele Regionen große Bedeutung habe. Dies gelte bei der – denn VCD vorliegenden – Liste insbesondere für die Verbindung Münster – Hagen – Siegen – Frankfurt. Sollte hier gestrichen werden, würde ganz Südwestfalen vom Fernverkehr der Bahn abgehängt. Was viele nicht wissen: Für die Verbindung nach Frankfurt etwa von Dortmund aus ist der InterRegio ab Hagen nicht nur billiger, sondern auch 40 Minuten schneller als die Fahrt über Köln/Bonn. Letzteres wird sich erst durch der Inbetriebnahme der ICE-Neubaustrecke Köln -Frankfurt ändern. Und daß man etwa von Bochum oder Witten mit dem InterRegio etwas länger braucht als über Düsseldorf/Köln, liegt nicht etwa an der Fahrzeit, sondern an schlechten Anschlüssen in Hagen Hbf. ‚Hier könnte noch manches verbessert werden‘ meint VCD-Sprecher Achim Walder, selbst regelmäßiger Nutzer der lnterRegio-Züge zwischen Hagen und Siegen. Als wichtigen Pluspunkt des InterRegio wertet der VCD zudem die Fahrradmitnahme in eigens dafür konzipierten Waggons – eine Möglichkeit, die die IC-Züge nur zum Teil und die ICE-Züge überhaupt nicht bieten. ‚Da nützen auch die Zusagen von Paul Breuer nichts, daß der InterRegio gesichert sei und Industrie und Handelskammer unterstützen mehr den Siegerlandflughafen und den Autobahnbau A4‘ so Achim Walder, ‚den Reisenden nach Hagen stehen somit nur noch Züge zur Verfügung, die an jedem Bahnhof halten, es gibt keine schnelle Verbindung mehr. Nach Süden muß demnächst in Siegen und in Giessen umgestiegen werden, um nach Frankfurt zu kommen. Die Region hat den Anschluß an eine Zukunft mit der Bahn verpaßt, alle Fernzüge werden um die Region Südwestfalen herumgeleitet.‘ Der VCD sieht die drohenden Streichungen auch als Ergebnis einer verfehlten Verkehrspolitik in Bonn. ‚Als einziges Land in Europa verlangt die Bundesregierung von der Bahn eine Kostendeckung für den Schienenweg von 100%‘ so Achim Walder. Die Folge seien hohe Trassenpreise, die Fernverkehr und Nahverkehr bezahlen müßten. Die Bilanz falle düster aus: So sind die Fahrgastzahlen bei der Bahn stagnierend bis rückläufig, während der Autoverkehr weiter wachst. Damit nicht genug: Entgegen der Behauptung, die umweltfreundliche Bahn werde verstärkt gefördert, will die noch amtierende Bundesregierung 1999 erneut wieder deutlich höhere Investitionen für die Autobahnen und Bundesstraßen als für die Schiene – nämlich 10,3 Mrd. DM gegenüber 6,8 Mrd. DM. Gleichzeitig versuche die Bundesregierung Kürzungen in Höhe von 726 Mio. DM bei Ausgleichszahlungen für den Nahverkehr gegenüber den Ländern durchzusetzen. ‚Hier werden die Weichen in die falsche Richtung gestellt‘, so der VCD. Dies trifft laut VCD auch auf die vom InterRegio Münster -Frankfurt befahrene Ruhr-Sieg-Strecke zu, die ausgebaut werden und dadurch kürzere Fahrzeiten erhalten soll. Der von der Bundesregierung Ende Oktober letzten Jahres vorgelegte Bericht zum Ausbau der Schienenwege 1997 (Bundestags-Drucksache 13/8889) verzeichnet da nur lapidar Bauaktivitaten: keine, Baubeginn: noch offen“ ... _/1W
Herausgeber
Redaktion: Achim Walder - Ingrid Walder
Text: Achim Walder und Freunden
Fotos und Texte, wenn gekennzeichnet, wurden von Freunden freundlicherweise bereitgestellt.
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