Verkehrsclub Deutschland

VCD Archiv zum Verkehr in der Region Siegen-Wittgenstein und Olpe 1989 - 2023

Achim Walder
1997

VCD Empfehlungen: Den Nahverkehrsplan zügig umsetzen!

Die Bevölkerungsumfrage zum ÖPNV hat ein vernichtendes Ergebnis gebracht. Insbesondere der Fahrpreis und die Fahrthäufigkeit werden von sehr vielen Einwohnern des Siegerlandes als ’schlecht‘ beurteilt. Nicht zu Unrecht, denn in rund 1/3 aller Fälle wird heute der unterste Mindeststandard unterschritten. Noch schlimmer ist es mit der Bedienungshäufigkeit im Abendverkehr des Kreises Olpe. Dort wird in 94% aller Fälle jeglicher Standard unterschritten. Doch die Politik weigert sich beharrlich, ihre Hausaufgaben zu machen und den ÖPNV nachhaltig zu verbessern. In der jüngsten Verkehrsausschußsitzung des Kreises hat sich deren Vorsitzender Paul Breuer dafür ausgesprochen, das Geld möglichst effektiv einsetzten. „Doch“, so die Vertreter des Verkehrsclub Deutschland (VCD), „nicht immer ist die billigste Maßnahme die Effektivste“. Die Umsetzung des Attraktivitätsstandards ‚Q1‘ läßt eine Steigerung des Fahrgastaufkommens um 50% erwarten. Dieser Zuwachs beim ÖPNV führt zu einer spürbaren Entlastung auf den Straßen im Kreisgebiet. Und mit 21,3 Mio. DM pro Jahr würden diese Maßnahmen lediglich ein Fünftel dessen kosten, was z.B. die Stadt Hagen für ihren ÖPNV zahlt. Selbst dieser hohe Qualitätsstandard ermöglicht immer noch einen betriebswirtschaftlichen Kostendeckungsgrad von mehr als 70%. Für die meisten Kämmerer wäre dies ein unerreichbarer Traumwert. Doch die Ausschußmitglieder konnten sich nicht einmal für den 1,4 Mio. teuren verbesserten Stautus-Quo ‚Q3‘ erwärmen. Zum Vergleich: der Siegerlandflughafen wird in etwa genauso stark bezuschußt. Doch am Vormittag des ersten Werktags im Jahr sind schon so viele Menschen mit Bus und Bahn im Kreis Siegen-Wittgenstein gefahren, wie der Siegerlandflughafen im ganzen Jahr Fluggäste hat. Und davon sind 2/3 Freizeitverkehr. Der VCD spricht den Ausschußmitgliedern auch bei ihrer scheinbar wichtigsten Prämisse, dem Sparen, jegliche Kompetenz ab. „Die größten Spareffekte birgt die Beschleunigung des Busverkehrs durch die Einrichtung von Busspuren. Diese brauchen wir z.B. zwischen Siegen und Geisweid, im Zulauf zu Koch’s Ecke in Siegen, zwischen Kredenbach und Ferndorf sowie in Dreis-Tiefenbach. Wenn wir hier Fahrstreifen für den Bus abmarkieren, bekommen wir die angedachten Verbesserungen für ‚lau‘, da die Busse dann effektiver eingesetzt werden können.“ Wenn die Kreistagsmitglieder ihren vor knapp zwei Jahren beschlossenen „Leitlinien“ Folge leisten würden, müßten sie mindestens den Standard ‚Q2‘ umsetzen, da damals das Ziel formuliert wurde, den ÖPNV auch als Alternative zum motorisierten Individualverkehr (MIV) weiter zu entwickeln. Ein verbesserter Status-Quo ist, so selbst die Gutachter, keine Alternative zum Auto. Einige Kritikpunkte hat der Verkehrsclub auch am Gutachten selbst. Der Wochenendverkehr wurde nur ansatzweise untersucht. Aber gerade hier besteht noch erheblicher Handlungsbedarf. Die wenigen Fahrten an diesen Tagen sind kaum vertaktet oder gar untereinander koordiniert. Auch die Vorschläge zur Verknüpfung zwischen Bus und Bahn müssen noch überarbeitet werden. So wurde zum Beispiel die seit Jahren von den Fahrgästen gewünschte Verlängerung des Müsener Busses bis zum Bahnhof Dahlbruch vom Gutachter nicht vorgeschlagen. Ausführlich wird der VCD seine Änderungswünsche dem Kreis in einer gesonderten Stellungnahme darlegen. Untätig waren dagegen einige Kommunen. So hat es z.B. die Stadt Siegen, die als größere, kreisangehörige Stadt sogar selbst zum Aufgabenträger für den Ortsverkehr werden könnte, trotz rechtzeitiger Aufforderung durch einen einstimmigen Ratsbeschluß nicht einmal für nötig gehalten, eigene Vorschläge in den Nahverkehrsplan einzubringen. Durch ein solches Verhalten werden die städtischen Forderungen nach einer Verbesserung des Busverkehrs, z.B. durch die Siegener Oberstadt zu leeren Phrasen. Positiv ist in diesem Zusammenhang z.B. die Gemeinde Netphen zu erwähnen, die umfangreiche eigene Vorschläge in den Nahverkehrsplan eingebracht hat. Zunehmend wird ein guter öffentlicher Nahverkehr auch ein wichtiger Standortfaktor, da Geld für neue Straßen immer schwerer zu bekommen sein wird. Diese Tendenz ist unabhängig von politischen Mehrheitsverhältnissen, da die immer knapper werdenden finanziellen Mittel möglichst effektiv eingesetzt werden müssen. Andere Regionen sind schon viel weiter. Die Stadt Paderborn hat z.B. eine Stadtbahn beim Land zur Förderung angemeldet. „Im Siegerland wird es“, prophezeit der VCD, „mangels Geld keine neuen Straßen und mangels Konzepten, keinen verbesserten ÖPNV geben.“ ... _/1W

 

 

 

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Redaktion: Achim Walder - Ingrid Walder
Text: Achim Walder und Freunden
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