Seit 20 Jahren nutzen die Studenten der UNI-Siegen das Semesterticket. Vor der Einführung des Semestertickets nutzen 14,5% der Studenten Bus und Bahn auf dem Weg zur UNI. Heute, nach 20 Jahren, liegt der Anteil bei 42%. Doch wie ist es dazu gekommen?
vlnr. Achim Walder, Dr. Bernward Engelen, Wilhelm Rothenpieler, Dr. Herbert Kneppe, Magnus Muth, Reinhold Juckenack |
1990 gründete sich der Arbeitskreis Verkehr an der UNI-Siegen. Mitglieder waren Achim Walder (Initiator und lange Jahre Vorsitzender), Prof. Hanns Sauter (Stell. Vorsitzender und FB Architektur), Prof. Bernward Engelen (FB Chemie), Anton Werner (Studiendirektor Musik), Reinhold Juckenack, Phillip Mothershaw (Lehrbeauftragter Englisch), Dr. Herbert Kenppe (FB Chemie), Thomas Reincke, Magnus Muth und Stefan Weh (Studenten) sowie Dr. Reinhold Schulze (FDP) und Wilhelm Rothenpieler (CDU). Sehr schnell wurde klar, dass sich die Verkehrsprobleme nicht ohne die Verkehrsunternehmen, die Stadt Siegen und die Hochschulverwaltung lösen lassen. So waren Dr. Heinz Schaldach (Vorsitzender der VWS), Günter Padt (Deutsche Bundesbahn), Günter Schneider (WestfalenBus), Vertreter aus der Stadtverwaltung Siegen, dem Rat der Stadt Siegen und Kreistagsabgeordnete häufig anwesend. Die Zahl der Studenten, die täglich mit dem eigenen Auto zur UNI kam, war seit Bestehen der UNI immer größer geworden, nur die Zahl der Parkplätze wurde seit 1972 dem Bedarf nicht angepasst. Die Bewohner auf dem Haardter Berg hatten täglich mit den ‚Wildparkern‘ zu kämpfen. Garageneinfahrten und Blumenbeete wurden nicht verschont. So fassten die Gründungsmitglieder des Arbeitskreises Verkehr 1991 den Entschluss, das Problem nachhaltig anzugehen. Es lagen keine Daten über die Verkehrsmittelnutzung, die Wohnorte und die Fahrzeiten der Studenten und Angestellten vor, deshalb wurde eine Befragung der Studenten durchgeführt. Über 12.000 Studenten und 1.450 UNI-Beschäftigte beteiligten sich an der Verkehrserhebung mit dem Ergebnis, dass 70% der Verkehrsteilnehmer mit dem Auto fuhren und nur 16% Bus und Bahn nutzten. Ein Kernproblem stellte die Buslinie 33 dar mit ungünstigem Fahrplan, unpassenden Haltestellen-Standorten und nicht ausreichender Kapazität. Keine andere UNI in NRW hatte eine so schlechte Busanbindung. Als Lösung schlug die Stadt Siegen vor, die Bürgersteige zum Parken freizugeben, Einbahnregelungen auf den Zufahrtsstraßen einzurichten und eine Fahrspur am Eichenhang zum Parkplatz umzubauen. Damit konnten die Verkehrs-, Umwelt- und Lärmbelastungen im Umfeld der UNI aber nicht grundsätzlich gelöst werden. Ende 1991 erreichte den Arbeitskreis die Nachricht über ein Semesterticket an der UNI-Darmstadt. Daraus entstand die Idee, dieses Konzept auch in Siegen umzusetzen. Mit den Daten aus der eigenen Erhebung konnte der Arbeitskreis Berechnungen für ein Semesterticket für die UNI-Siegen erstellen. Geplant war ein Ticketpreis von 70,-DM für Bus und Bahn in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe. Fast zwei Jahre gedauerte es, bis die Mitglieder des AK-Verkehr die Verkehrsunternehmen von diesem Projekt überzeugt hatten. Hilfreiche Unterstützung leistete Heiner Monheim vom Verkehrsministerium in Düsseldorf, das den Verkehrsunternehmen die garantierten Einnahmen vorrechnete. Anfang 1993 unterbreiteten die Verkehrsunternehmen ein Preisangebot. Darüber konnte der Arbeitskreis Verkehr gemeinsam mit dem AStA der UNI-Siegen beschließen und die Urabstimmung der Studentenschaft veranlassen. Eine große Mehrheit der Studenten sprach sich für das Semesterticket zum Preis von 80,-DM als Verbundfahrkarte von Bus und Bahn aus. (In der Region gab es bislang noch keine Verbundfahrkarten.) Thomas Reincke als Vertreter des AStA der UNI-Siegen unterzeichnete den Vertrag mit den Verkehrsunternehmen und so konnte das Semesterticket auch in Siegen starten. Die Zahlen der Verkehrsmittelnutzer kehrten sich um, es wurden wesentlich mehr Busse eingesetzt, neue Buslinien von Netphen zur UNI und vom Studentenwohnheim in Bürbach wurden neu eingerichtet, Bushaltestellen neu gebaut und die Anfangszeiten der Vorlesungen auf 8:30 Uhr verlegt. Nun waren auch wieder freie Parkplätze auf dem Haardter Berg zu finden. Heute sind mehr als 16.000 Studenten an der UNI eingeschrieben mit weiter gestiegenem Anteil an ÖPNV-Nutzern und verursachen ganz andere Probleme bei den Verkehrsunternehmen. Das Semesterticket gilt heute landesweit in ganz NRW. So können die damaligen Mitglieder des Arbeitskreises Verkehr der UNI-Siegen auf eine erfolgreiche Arbeit zurückblicken, zu der weitere Verbesserungen wie Fahrradabstellanlagen gehören.
Herausgeber
Redaktion: Achim Walder - Ingrid Walder
Text: Achim Walder und Freunden
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